80 Jahre Erweiterungsbau Westflügel
Schulgeschichte bedeutet immer auch Baugeschichte, welche bei unserem Gymnasium St. Antonius folgende bedeutende Bau- und Erweiterungsschritte umfasst: Zentralbau (1908, Architekt Hardegger), Ostflügel (1914/’15, Neubau mit Turnhalle 1981/’82), Westflügel (1939/’40, Einweihung 1941), Anbau Theatersaal (1958), Kapellentrakt (1960, 2010/’11 Umbau zum Mensatrakt mit Klassenzimmern). Gerade mit dem Westflügel dürften prägende Erinnerungen vieler Ehemaliger des Kollegis/Gymis verbunden sein: Der legendäre Prüfungssaal, Internatszimmer (bzw. der grosse Schlafsaal, seit 1998 Foyer dal Cappuccino), Chemie, Physik, Musik und Harmoniesaal; nicht zu vergessen der hölzerne Handlauf des Treppengeländers, der einst junge, unerschrockene Kollegianer zu kühnen Rutschpartien verleitete.
Der Erweiterungsbau Westflügel war ein Grossprojekt, das die Kapuziner im Herbst 1938 in Angriff genommen hatten. Es galt, Raum zu schaffen für Fachzimmer mit Laborinfrastruktur (Voraussetzung für den Ausbau des Kollegiums zum Vollgymnasium mit eidgenössischer Maturität) sowie für zusätzliche Klassenzimmer und Internatsräume für die wachsende Zahl von «Zöglingen». In der harten, ungewissen Zeit der ersten Kriegsjahre stellte das ambitionierte Bauprojekt eine gewaltige Herausforderung dar. So entzog die Generalmobilmachung der Schweizer Armee der Baustelle von einem Tag auf den anderen wichtige Fachkräfte, während sich bei diversen Materiallieferungen Engpässe abzeichneten. Die krisenbedingte Teuerung liess die Baukosten von ursprünglich kalkulierten 970'000 Franken auf exakt 1'635'220 Franken anwachsen. Unter solchen Umständen war es beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass der mächtige Gebäudeflügel bereits nach knapp anderthalbjähriger Bauzeit bezugsbereit war und am 19. Oktober 1941 feierlich eingeweiht werden konnte. Mehrere Beiträge damaliger Antonius-Zeitschriften lobten das Ergebnis in den höchsten Tönen: «Wir sind durch die wohltuend kräftigen Granitstufen, durch die farbenfrischen Eichentüren in die freundlich grüssende Vorhalle eingetreten. Flügeltüren saugen uns auf, hinein, mitten in den Bau. Weit, breit und hoch sind die Gänge. Dann das Chemiezimmer mit seinen dreh- und schiebbaren Prachtswandtafeln.» Allgemein dominiert «das Solide, Sonnenzugewandte, Offene, Lichtfrohe. Die Fenster wahre Schaufenster, durch die die appenzellische Landschaft als herrlicher, würziger Garten ins Kollegiumsareal einbezogen wird.» Kurz: «Das Kollegium ist um einen herrlichen, neuen weiten Gang nach Süden erweitert.
Oliver Schwarz