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Ahmed El Gherib: Ausstellung vom 6. März bis 6. April 2023

06.03.2023
am Gymnasium St. Antonius und in der Volksbibliothek

Ahmed El Gherib ist 22 Jahre alt. Er stammt aus dem malerischen Städtchen Asilah, an der Atlantikküste von Marokko. Sein Vater ist Künstler, seine Mutter animiert ihn früh, seiner kindlichen Neugier in Zeichnungen Ausdruck zu geben. Er zeichnet und malt auf Papier und Stoffen, experimentiert auch mit Aquarellen. Erste Ausstellungen in der Schweiz gibt es 2009 in Bern und 2011 in Appenzell.

El Gheribs Inspiration sind die Natur und die Architektur seiner Heimat, genauer gesagt die Schnittmenge zwischen beidem. Er erkennt in der Architektur, in den Konturen und Silhouetten der Häuser und Mauern, die Formen der Natur - und in den Hügeln, Dünen und Wellen die abstrakten Linien und Striche der Architektur: Geometrie und Ornament in beiden Sphären.

Bild Legende:

Wir fragen: Sind die feinen, mit blauer Tinte gezeichneten und die dicken mit Öl aufgetragenen Formen eher mit Linien oder mit Strichen gebildet? Die Linien stellen als Zeichen der Verbindung den Bezug her zu Abstammung und Herkunft, deuten auch Übergang an und Transformation ins Offene. Der Strich hingegen trennt und hilft zur Unterscheidung, er begrenzt und setzt die Enden schroff.

Die Spannung zwischen Linie und Strich ist aufgehoben, das heisst beide Bedeutungen sind dort vereint, wo man sie als Form im Sinne der kalligraphischen Kunst begreift. Der Arm des Kalligraphen muss frei und locker schweben und muss doch der vorgegeben und aus alter Zeit überbrachten Form genügen. Der individuelle Ausdruck oder die Originalität des Kalligraphen zeigt sich gerade in der vollendeten Form, die neu hervorbringt, was gegeben ist und was überliefert wird.

Die Bilder El Gheribs sind lesbar als offene, ja unvollendete kalligraphische Zeichen, die gleichzeitig in aller Stille rufen: «Es steht geschrieben», «Es ist noch zu finden» und «Es ist noch nicht erschienen». Oder anders gesagt: Es war alles schon früher hier und ist noch nicht da, ich zeige nur was ist.

Bild Legende:

Die Entscheidung, dieses zu zeichnen und alles andere nicht - Ist es eine Entscheidung des Weglassens, eine Entscheidung der Negation oder ist es nicht vielmehr Affirmation des wenigen, was man sagen kann, des wenigen, dessen man sich sicher sein kann, angesichts der ewigen Wandelbarkeit von Natur und Kultur? Beides ist vergänglich, es bleibt am Ende nicht viel. Vom Ende her gefragt: Ist die karge Linie, die offene Form der Verweis darauf, dass nichts bleiben wird als eine flüchtige Spur oder ist sie die Behauptung der Substanz oder des Wesens noch der flüchtigsten Erscheinung?

Es ist noch nicht entschieden.

Rolf Bossart, Religionswissenschaftler und Autor

Flyer

Flyer
Typ Titel Bearbeitet
Flyer Ahmed El Gherib.pdf 07.03.2023

    

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